Papa im Knast: SOS-Pilotprojekt in Peru kümmert sich um Kinder inhaftierter Eltern (FOTO)

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Lima (ots) –

Unschuldig bestraft: Wenn Väter oder Mütter ins Gefängnis müssen,
leiden auch die Kinder. Ein Elternteil jedes vierten Kindes im
SOS-Kinderdorf Ayacucho in Peru befindet sich im Gefängnis. “Bei zehn
Prozent unserer Kinder sind es sogar beide Eltern”, sagt Dunia
Quintanilla, Leiterin des SOS-Kinderdorfs. Rund 40 Prozent der
Insassen im Gefängnis von Ayacucho sitzen wegen Drogendelikten
Haftstrafen ab, die meisten von ihnen sind männlich. Wie viele von
ihnen Kinder haben, ist nicht bekannt.

2010 startete die Hilfsorganisation SOS-Kinderdörfer ein
einzigartiges Projekt, das sich um die betroffenen Kinder und ihre
Familien kümmert. SOS-Sozialarbeiter helfen den Betroffenen, den
Inhaftierungsschock zu mildern, die lange Trennung zu überbrücken und
die Rückkehr des Inhaftierten in die Familie und ins Leben zu
erleichtern.

Drogenkriminalität ist oft der einzige Weg, die Familie zu
ernähren

Peru zählt zu den größten Kokainproduzenten der Welt: Im Südosten
des Andenstaats werden 15 Prozent des weltweiten Kokains hergestellt.
Rund 22 Prozent der Bevölkerung (knapp sieben Millionen Peruaner)
leben in bitterer Armut. In ländlichen Gebieten liegt die Armutsrate
sogar bei 46 Prozent.

Die Konsequenz: Für die notleidenden Menschen ist Drogenhandel und
-Schmuggel oft der einzige Weg, Geld zu verdienen und ihre Familien
ernähren zu können. “Und plötzlich stehen die Kinder ganz alleine da.
Oft verstehen sie nicht, was mit ihren Eltern geschieht, warum sie
auf einmal festgenommen werden”, sagt Quintanilla. Deshalb sei es so
wichtig, dass sie Hilfe erhalten – nicht nur in Form von Fürsorge und
einer Unterkunft. Die Kinder und die Eltern benötigten auch
psychosoziale Unterstützung. “Sonst drohen emotionale Traumata. Denn
die Kinder verlieren nicht nur ihre wichtigste Bezugsperson, sondern
sind auch sozialen Stigmata ausgesetzt, weil ihre Eltern Kriminelle
sind,” sagt Quintanilla.

SOS-Projekt hilft den Familien, die Bindung zu erhalten und später
neu anzufangen

Die SOS-Kinderdörfer ermöglichen es den Kindern unter anderem,
dass sie ihre Eltern alle zwei Wochen im Gefängnis besuchen dürfen,
um die Bindung aufrechtzuerhalten. “Der regelmäßige Kontakt hilft den
Kindern, emotional stabil und hoffnungsvoll zu bleiben. Und auch die
Eltern profitieren von den Besuchen. Sie haben ein Ziel vor Augen,
für das es sich zu kämpfen lohnt”, sagt Quintanilla. “Wir lassen sie
auch nach der Haft nicht im Stich.” In Workshops lernen die Eltern
den richtigen Umgang mit ihren Kindern sowie Hilfe zur Selbsthilfe,
damit die Reintegration nach Absitzen der Gefängnisstrafe optimal
gelingen kann. Eine inhaftierte Mutter berichtet: “Dank den
SOS-Workshops weiß ich, was ich zu tun habe, damit meine Kinder eine
selbstbestimmte Zukunft haben und nicht dieselben Fehler wie ich
machen!”

Wenn Eltern hinter Gitter kommen

In Peru ist es laut Gesetz erlaubt, dass Mütter ihre Kinder bis zu
einem Alter von maximal drei Jahren mit ins Gefängnis nehmen dürfen
und diese dort von Sozialarbeitern betreut werden. Kinder über drei
Jahre werden einem Erziehungsberechtigten zugeteilt. Gibt es keinen,
kommen sie in die Obhut des Staates.

Zum Vergleich: In Kolumbien leben Kinder von inhaftierten Müttern
bis zu drei, in Argentinien bis maximal vier, in Bolivien sogar bis
zu sechs Jahren im Gefängnis. In Ecuador wurde 2007 ein Gesetz
verabschiedet, dass kein Kind im Gefängnis aufwachsen darf.

Seit dem Start des Pilotprojekts 2010 hat SOS 65 Kinder
inhaftierter Eltern im Kinderdorf Ayacucho betreut. Momentan befinden
sich 31 in SOS-Obhut. Zudem wurden bereits 32 Familien psychosozial
unterstützt. Derzeit hilft SOS 13 Familien.

Je nach Haftdauer, Umständen, Familienstruktur und Situation des
Kindes, hilft SOS kurz- oder langfristig. Einige Eltern haben
Haftstrafen von über zehn Jahren, in denen SOS-Mitarbeiter für das
Wohl der Kinder sorgen und die Eltern begleiten.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:

Boris Breyer
Stellvertretender Pressesprecher
SOS-Kinderdörfer weltweit
Tel.: 089/179 14-287
E-Mail: boris.breyer@sos-kd.org
www.sos-kinderdoerfer.de

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